Teil 21 Meister aller (Steuer-)Klassen - Theresas Weg zum TaxMaster

    Teil 21 - "Bitte einsteigen" Teil 21 steht unter dem Motto "emotional rollercoaster". Es gibt einen tiefen Einblick in ihren beruflichen Alltag und den Stand der Examensvorbereitung...und das Schlusswort: Absolut lesenswert!

    Salut ihr Lieben!

    Wie gerne würde ich euch gerade zeigen, wo und wie ich diese Zeilen schreibe: In meinen aus Lockdown-Langeweile selbst gezimmerten Pinterest-DYI-Hipster-Paletten-Sesseln, mit der Sonntagnachmittagsonne im Gesicht und ´nem kühlen Radler in der Hand. Mega. Sommerstimmung ist auf jeden Fall da!

    Getreu dem neuen Motto dieses Blogs bekommt ihr heute wieder ein Tax Dinner kredenzt – oder der Situation vielleicht angepasster – ein Steuer-Angrillen (wow, bin ich deutsch).

    Vorspeise

    Zum Einstieg gibt es seit Neuestem ja immer ein paar Einblicke aus der Praxis bzw. meinem Arbeitsalltag. Treue Leser wissen mittlerweile, dass ich im Projektgeschäft tätig bin und aktuell vorranging Tax Due Diligences durchführe. Diesen superspannenden Prozess möchte ich heute einmal vorstellen:

    Wenn ein Investor eine Gesellschaft oder eine Unternehmensgruppe kaufen möchte, durchleuchtet er diese meist zunächst aus (steuer-)rechtlicher und finanzieller Sicht auf eventuelle (historische) Risiken, um sich diese nicht „einzukaufen“. Wir übernehmen dabei die Prüfung der deutschen Gesellschaften aus ertragsteuerlicher Sicht und arbeiten meist mit ausländischen Kollegen zusammen, die die Konzerngesellschaften aller möglichen anderen Länder untersuchen. Dadurch ist die gängige Sprache bei diesen Projekten in 99% der Fälle Englisch und somit läuft auch mein gesamter Arbeitsalltag (außer im Dialog mit meinen direkten Vorgesetzten bzw. Teamkollegen) auch überwiegend auf Englisch ab. Ich persönlich liebe das natürlich. Das coole an „Tax DDs“ wie wir sie nennen, ist, dass man in einem Projekt einmal quer durch das gesamte Steuerrecht marschiert. Man macht eben nicht nur eine Steuererklärung à la „es lebe das Vorjahr“ oder spezialisiert sich auf die Beratung nur einer bestimmten Steuerart. Zwar behandeln wir wie erwähnt vorrangig Ertragsteuern (sowie marginal Umsatzsteuer, Grunderwerbsteuer und Lohnsteuer), allerdings ist darin dann auch die gesamte thematische Bandbreite enthalten, angefangen mit Veranlagungsstatus über die Prüfung von Verlustvorträgen, der Steuerbilanz, nicht abziehbaren Betriebsausgaben, gewerbesteuerlichen Hinzurechnungen und Kürzungen, Organschaften, vGAs und vEs, Hinzurechnungsbesteuerung und vieles mehr. Man bearbeitet somit regelmäßig die verschiedensten steuerlichen Komplexe und bleibt dadurch auch in allen Bereichen up to date. Darüber hinaus schließt sich an die meisten Tax DDs noch der sogenannte Structuring Prozess an. Hier entwickeln wir zusammen mit dem Mandanten ein Transaktionsvehikel, welches den Unternehmens(gruppen)kauf steuerlich optimiert und auch die finale Konzernstruktur und Eingliederung der akquirierten Gesellschaften steuerlich vorteilhaft gestaltet. Hierzu gehört die Betrachtung der laufenden Besteuerung, der Besteuerung von Dividenden und Lizenzen innerhalb der Gruppe, eine mögliche Exitbesteuerung sowie Finanzierungsstrukturen etc.

    Es wird also nie langweilig und man hat immer neue und spannende Fälle auf dem Tisch, bei welchen vielschichtige Sachverhalte gemeinsam mit interessanten Persönlichkeiten diskutiert werden.

    Hauptspeise

    Als Hauptgang gibt es wie immer einen Einblick in die Vorbereitung auf das Examen. Es sind nun noch ziemlich genau vier Wochen bis zur Freistellung. Wie in meinen letzten Beiträgen beschrieben, habe ich schon vor einigen Wochen begonnen, wieder Klausuren zu schreiben und in den berühmten „Modus“ zu kommen. Ich muss zugeben, dass es schwer fällt dies neben der Arbeit zu tun. Der Wille ist sicherlich da, allerdings kann man sich ein entspannteres Wochenende (oder einen entspannteren Feierabend, falls man auch unter der Woche lernt) vorstellen, als neben Haushalt, Familie und Sozialleben so eine 6 Stunden Klausur zwischenzuschieben. Ja, man macht es, aber eben widerwillig. Ich freue mich jetzt einfach darauf, mich bald full-time auf´s Lernen konzentrieren zu können und nicht (noch einmal) diesen Drahtseilakt vollführen zu müssen. Um ehrlich zu sein, habe ich ein richtiges Steuerkriegstrauma aus den Jahren 2019 und 2020, als ich neben Vollzeitjob den TaxMaster sowie den Samstagskurs laufen hatte. Das würde ich wirklich meinem schlimmsten Feind nicht zumuten und mein Unterbewusstsein wehrt sich regelrecht gegen diese mehrspurige Tour. Als wäre es ein Gericht, von dem es weiß, dass mir davon schlecht wird. Das Ganze fällt dazu noch schwerer, jetzt wo der Lockdown gelockert wird und dieser ewige April vorbei ist. Nach einem Jahr darf man etwas Freiheit schnuppern, es sind 20 Grad, die Sonne scheint - und die Pflicht ruft :-(

    Ich werde noch einen Schritt weitergehen als nur zu sagen, dass das frustrierend ist und ich bin mir nicht sicher, ob mir die Entwicklung gefällt, die ich gerade an mir beobachte.

    So motiviert und handlungsgetrieben ich mich noch in den letzten beiden Monaten bezüglich der Vorbereitung gefühlt habe, so fast schon hoffnungslos fühle ich mich jetzt. Ihr merkt schon, auch die zweite Runde Steuerberaterexamen ist eine regelrechte Gefühlsachterbahn, um JD von Scrubs zu zitieren. Ich frage mich: Warum sollte es jetzt funktionieren, wenn es das das letzte Jahr nicht getan hat trotz erbarmungsloser Lernerei und viel Disziplin? Kann ich noch mehr machen oder etwas anders oder besser machen als letztes Jahr? Natürlich habe ich nun den Vorteil es schon einmal durch zu haben und natürlich habe ich den Stoff grundlegend drauf und kann nun nochmal einen ganzen Sommer lang darauf aufbauen. Und natürlich könnte ich dieses Jahr das Glück haben, das mir letztes Jahr offensichtlich gefehlt hat. Aber es kann eben auch sein, dass es nicht anders wird. Dass ich trotz vollem Einsatz leer ausgehe und zwei Jahre meines Lebens „in den Sand gesetzt“ habe. Denn leider ist es bei dieser Prüfung anders als bei allen, die man im Studium so ablegt. Es ist eben nicht Input X gibt sicher Output Y, d.h. ein Win ist nicht garantiert, wenn man sich nur reinhängt.  Man kann die Hermine Granger des Steuerrechts sein und trotzdem durchfallen. Mit diesem Gedankengang habe ich das Gefühl, dass ich ein wenig in die Gleichgültigkeit, vielleicht sogar in etwas Trotz abgleite. So etwas kenne ich gar nicht von mir. Ich bin eigentlich niemand der resigniert, aber ich habe eben auch noch nie alles gegeben was ich hatte und bin gescheitert. Ich muss zusehen, dass meine Stimmung jetzt nicht vollends kippt und ich in ein „mir-ist-alles-egal-Loch“ falle. Geht es ein paar meiner Leser vielleicht genauso? Meldet euch mal, sodass ich mich nicht ganz so lächerlich fühle!

    Dessert

    Ich habe gelernt, dass man (obwohl die Emotion im ersten Moment unerwünscht erscheint), nicht unbedingt verkrampft dagegen ankämpfen sollte, was in einem vorgeht. Ja, mich überkommt gerade etwas Gleichgültigkeit. Aber kann ich das nicht auch zu meinem Vorteil nutzen? Vielleicht muss ich dieser Gleichgültigkeit sogar etwas nachgeben und sie zulassen, damit ich ruhiger werde und nicht heiß laufe. Vielleicht bringt sie sogar den kühlen Kopf mit, den man verzweifelt versucht in Drucksituationen heraufzubeschwören – was in den meisten Fällen die Nervosität aber noch schlimmer macht. Vielleicht bewege ich mich gerade ohne es beabsichtigt zu haben auf dem schmalen Grat zwischen Zielstrebigkeit und Gelassenheit, der die Balance, die perfekte Mischung mit sich bringt, die mich dieses Mal zum Ziel führt? So viele Fragen. Wie auch immer es sein und ausgehen mag – ich wehre mich mal nicht all zu sehr gegen die aktuelle Entwicklung, solange es nicht ausartet.

    Last but not least...

    ...möchte ich noch eine neue Technik vorstellen, die meinen Steuerkollegen vielleicht bekannt vorkommt: Die isolierte Betrachtungsweise ;-)

    Stimmt schon, 2021 ist (ganz abgesehen von Corona) für meine Mitstreiter und mich schon wieder turbulent. Aber ganz ehrlich - das sind doch First World Problems vom feinsten die ich hier anspreche. Blende ich mal diese Akademiker-Wehwehchen aus, ist alles in Butter: Mit der Pandemie geht es aufwärts, es wird Sommer, ich bin gesund, meiner Familie geht es gut. Man darf nicht eine einzige Sorge, sozusagen Patient 0, sein ganzes Leben infizieren lassen. Isoliert betrachten, tun was man kann und diese einzelne Sorge gewissermaßen in die gedankliche Steuerquarantäne schicken.

    In diesem Sinne, ciao und stay tuned auf der weiteren Examensachterbahn!

    xoxo

    Theresa

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