Hochschulen fürchten gegenteiligen Effekt
Lange Zeit verhärtete sich im Streit um die neuen Abschlussbezeichnungen „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ der Widerstand. Nun markieren die neuen Bezeichnungen Bachelor und Master Professional auf einfache Weise die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.
Vor allem von Seiten des Hochschulsektors musste sich Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) mit massiver Kritik auseinandersetzen. Die Hochschulen befürchteten, dass anstatt die Berufsbildung aufzuwerten und transparenter zu machen, die neuen Abschlussbezeichnungen für Verwirrung sorgen werden. Dies könnte letztlich zur Beeinträchtigung der Sichtbarkeit beruflicher Qualifikationen führen. Denn schließlich hat in der Berufsausbildung die Praxis das Übergewicht, in der Hochschulbildung jedoch die Theorie.
Bilanzbuchhalter fortan Bachelor Professional
Nachdem der Bundesrat ebenfalls aus Verwechslungsgefahr noch im vergangenen Juli eindeutigere Abschlussbezeichnungen gefordert hatte, stimmte dieser am 29. November dem Gesetzentwurf zu. Somit ergänzen ab Januar 2020 die Titel Bachelor und Master Professional die Abschlussbezeichnungen der höher qualifizierten Berufsbildung.
Das übergeordnete Ziel sei es, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der beruflichen Ausbildung zu erhöhen. Gelingen soll dies vorwiegend mit einer ausbalancierten und attraktiven Mindestvergütung für Auszubildende, international vergleichbaren Abschlussbezeichnungen sowie Stärkung der dualen Ausbildung.
Tobias Wittenberg, Teamleiter des Fachbereichs Bilanzbuchhalter der Steuer-Fachschule Dr. Endriss, sieht Chancen in der Einführung der neuen Abschlussbezeichnungen, betont jedoch auch, dass dies einen langwierigen Prozess nach sich zieht, bis diese sich in der Öffentlichkeit ausgebreitet haben: „Das neue BBIG könnte die Anerkennung dieser Abschlüsse erhöhen und sie damit attraktiver machen. Biografien bzw. Lebensläufe sind nicht immer gradlinig und sehr unterschiedlich. Daher ist das neue BBIG/ die Umbenennung für besonders solche Teilnehmer sehr reizvoll. Jedoch ist solch ein Prozess immer langfristig zu betrachten. Die neuen Abschlüsse müssen erst in der breiten Öffentlichkeit publik gemacht werden und sich über die Jahre etablieren.“
Bisherige Bezeichnung | Deutscher Qualifikationsrahmen | Neue ergänzende Bezeichnungen | Gleichwertig anzusehen mit |
Geprüfter Servicetechniker, Geprüfte Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung | Niveau 5 | Geprüfter Berufsspezialist | |
Meister (gepr.), Fachwirt (gepr.), Geprüfter Bilanzbuchhalter | Niveau 6 | Bachelor Professional in z.B. Bilanzbuchhaltung | Bachelor of Arts/Science/Education, staatlich geprüfter Techniker, staatlich anerkannte Erzieher |
Geprüfter Betriebswirt (HwO), Geprüfter Berufspädagoge | Niveau 7 | Master Professional in z.B. Betriebswirtschaft | Master of Arts/Science/Education |
Fazit
Schlussendlich wissen leider noch zu wenige, dass die Abschlüsse der höheren Berufsbildung eine gleichrangige Wertigkeit besitzen mit akademischen Abschlüssen. Somit bleibt es gespannt abzuwarten, ob zukünftig in diesem Bereich ein Umdenken stattfinden wird.
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