Ramonas Weg zum Steuerberaterexamen Teil 3

    Ramonas Weg zum Steuerberaterexamen

    In Ihrem dritten Block schreibt Ramona von der klassischen Doppelbelastung. Sie thematisiert auch, wie das Privatleben bei der Examensvorbereitung zurückstecken muss - hier ist Verständnis gefragt. In diesem Beitrag ist auch ein kleiner Ausflug in die mündliche Prüfung dabei :-)

    Hallo zusammen,

    heute melde ich mich mal wieder bei euch, um euch auf meinem Weg zum Steuerberater-Examen mitzunehmen. Im Moment merke ich wirklich richtig krass die Doppelbelastung durch den Job und den erhöhten Druck was das Lernen angeht. Im Wirtschaftsprüfungsbereich sind wir grade mitten in der Hauptsaison, in der turnusgemäß viele Überstunden anfallen. Im Vorbereitungskurs merkt man jetzt auch immer mehr, dass die Kommilitonen gelernt haben und man möchte natürlich mithalten können und am Ball bleiben. Außerdem rückt die Freistellung und das Examen immer näher.

    Wir hatten zuletzt aufgrund von Verschiebungen und Ausfällen vier Samstage hintereinander Unterricht. Noch während dieser Zeit fühlte ich mich sehr in meiner Wahl bestätigt, den Kombi-Kurs und nicht den Samstags-Kurs gewählt zu haben. Ich meine, jeder muss für sich selbst wissen, welcher Kurs für ihn individuell der Bessere ist. Für mich war es mega anstrengend, jeden Freitag zu wissen, dass es noch nicht Wochenende ist, da man samstags noch nach Köln zum Kurs fährt und der Sonntag dann auch super schnell vorbei ist, weil man ja den Unterricht vom Vortag wiederholt und lernt und dann schon direkt die neue Woche wieder beginnt.

    Außerdem merke ich nun vermehrt ein wachsendes Unverständnis in meinem privaten Umfeld aufgrund meiner immer häufiger auftretenden Ausrede: „Ich habe keine Zeit“. Für alle Unbeteiligten ist es noch so lange hin, bis zum Examen. Da ist es für diese Menschen schwierig zu verstehen, warum ich nicht mal eine Stunde Zeit zum Spazierengehen habe. Es geht nicht darum, dass ich keine Stunde Zeit habe, spazieren zu gehen. Natürlich nehme ich mir Auszeiten und Freizeiten. Das Problem besteht für mich in der Absprache bzw. in der Verabredung mit anderen. Ich muss für mich meinen Tagesablauf nach meinen Lernphasen richten. Kann ich mich grade gut konzentrieren und komme gut voran, muss ich das ausnutzen und sollte dann auch nicht unterbrechen. Es gibt genug Phasen, in denen es keinen Sinn macht, mich hinzusetzen, weil ich mich eh nicht konzentrieren kann. Dann genehmige ich mir meine Pause für Sport, Spaziergänge oder auch mal einen guten Film. Nur kann ich das einfach nicht planen. So ist eben mein Lerntyp, der momentan allem anderen übergeordnet ist. Letztendlich bleiben mir sowieso nur die Wochenenden zum Lernen. Unter der Woche arbeite ich und regle nach der Arbeit noch alle anderen Lebensangelegenheiten. Dann ist es abends bei mir mit der Konzentration auch vorbei. Wenn ich samstags im Kurs bin, bleibt mit dem Sonntag nur ein Tag in der Woche, an dem ich effektiv lernen kann. Mein Eindruck ist, dass ich derzeit sogar noch zu wenig lerne. Ihr seht schon, der Stress fängt jetzt so langsam an. :-)

    Ein paar meiner Kollegen, die die schriftliche Prüfung bereits hinter sich und die mündliche Prüfung unmittelbar vor sich haben, trafen sich einige Male in der vergangenen Woche, um die mündliche Prüfung zu simulieren. Natürlich haben sie bereits die Vorbereitungskurse besucht und dort einiges gelernt. Einer dieser Kollegen war bereits in der mündlichen Prüfung und konnte daher alle anderen an seiner Erfahrung aus dem Vorjahr partizipieren lassen. Ich wollte mir den Spaß nicht nehmen lassen, einmal dabei zu sein und in diese Situation reinzuschnuppern.

    Natürlich durfte ich mich nicht einfach dazusetzen, sondern sollte gleich spontan mitmachen. Ich wurde gradewegs ins kalte Wasser geworfen. Wir haben uns also nach Feierabend getroffen. Dann wurden Zettel ausgeteilt, die durchgemischt wurden und von denen jeder einen Zettel zog. Auf diesen Zetteln standen jeweils 3 Themenvorschläge drauf, von denen der Kandidat sich ein Thema aussuchen konnte. Dann wurde die Stoppuhr gestartet und jeder hatte 30 Minuten Vorbereitungszeit. Ich suchte mir das vermeintlich leichte Thema: „Beschränkte und unbeschränkte Steuerpflicht von natürlichen Personen im Ertragssteuerrecht“ aus. Zuerst durfte ich aber erstmal meine Richtlinien und Erlasse weglegen, da bei der mündlichen Prüfung nur die Steuergesetze als Hilfsmittel zugelassen sind. Die halbe Stunde war schnell vorbei, ich nutzte die gesamte Zeit aus. Dennoch war ich sehr zufrieden mit meinem Ergebnis. Ich hatte den Vortrag schön gegliedert und zu einigen Punkten Beispiele aufgeschrieben. Ich meldete mich dann, als erste vorzutragen, weil ich es gerne hinter mir haben wollte. Meinen Vortrag fand ich auch einigermaßen gut. Ich stellte mich, mein Thema und meine Gliederung vor und bin nach den Inhalten zu den einzelnen Punkten immer wieder auf die Gliederung zurückgekommen, um meinem Vortrag Struktur zu geben. Die Kritikpunkte waren, dass ich durch den Raum immer hin und her gelaufen bin und zusätzlich einige „ehhm“-Unterbrecher hatte. Überhaupt hatte ich thematisch nur an der Oberfläche gekratzt und war nicht genug ins Detail gegangen. Meine Beispiele hätten ausführlicher sein müssen. Meine Gliederung war aber schon ganz gut. Fürs erste Mal und ohne vorherige Einweisung in die Vorgehensweise war mein Vortrag für die Kollegen im Ergebnis insgesamt okay. Ich bin froh, dass ich mich da einmal mit reingesetzt habe. Das war sehr aufschlussreich. Als die anderen vortrugen, merkte ich dann auch, was im Einzelnen gemeint war. Zum Vortrag gehören auch noch so Dinge, wie die direkte Ansprache der Prüfungskommission und den Prüfungsvorsitzenden oder auch die Theorie anhand eines Praxisbeispiels konkret durchzuspielen, also einen konkreten Sachverhalt zu konstruieren.
    Zu sehen, wie fachfit die anderen sind, beeindruckte mich sehr und spornt mich für die nächsten Wochen und Monate nochmals an.

    Beim nächsten Mal werde ich, wie schon beim letzten Mal versprochen, mit euch darüber nachdenken, wie ich auf die Anzahl von 50 verschiedenen Klausuren komme und darüber berichten, wie ich mich bei der Steuerberaterkammer für die Prüfung beworben habe.

    Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit! Eure Ramona

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