Sind Sie in der Lage, sich in kurzer Zeit einen Überblick über alle Bilanzierungssachverhalte und Anhangangaben zu bilden, bei denen sich die Erhöhung des Leitzinses (wesentlich) auswirken wird?
Dies betrifft vorranging, aber nicht nur:
- den Impairment-Test nach IAS 36 einschließlich Anhangangaben (z.B. Sensitivitätsanalyse): Der Anstieg des Marktzinses ist nach IAS 36 ein Indikator für einen Impairment-Test. Bereits zum 30.06. führten viele IFRS-Bilanzierer infolge der Leitzinserhöhung einen zusätzlichen Impairment-Test durch. Der WACC und die Wahrscheinlichkeit eines Impairments steigen. Dabei darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass Zinsanstiege auch Auswirkungen auf die Free Cash Flows haben können, weil Zinsen auch das Absatz- und Investitionsverhalten beeinflussen.
- die Pensionsrückstellungen nach IAS 19: Zum 31.12.2021 lagen wir bei einem Diskontierungszinssatz von rd. 1% bei einer Duration von 10 Jahren; zum 30.09.2022 liegen wir lt. Mercer bei rd. 4%. Laut einer stark vereinfachten Faustformel bewirkt ein delta von 0,5% (+/-) beim Diskontierungszinssatz ein delta von 10% (-/+) bei der Pensionsverpflichtung. Der Anstieg spiegelt sich überwiegend in den versicherungsmathematischen Gewinnen und damit im EK.
- die Finanzinstrumente: Neben den Anhangangaben zu Zinsänderungsrisiken nach IFRS 7 und hiermit verbundenen Senitivitätsanalysen wirkt sich die Erhöhung des Leitzinses auch auf im Anhang u.a. pro Kategorie angegebenen Fair Values der finanziellen Vermögenswerte und Schulden und ggf. das Zinsergebnis aus.
Die ESMA hat vor wenigen Tagen die Auswirkung der Leitzinserhöhung auf den IFRS-Abschluss als einen von drei Prüfungsschwerpunkten ausgerufen. Dieser Prüfungsschwerpunkt gilt de facto gleichermaßen für börsennotierte und nicht-börsennotierte Unternehmen. Dem ist nichts hinzuzufügen.
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