Die Automatisierung und Digitalisierung prägen zunehmend das Rechnungswesen, was weitreichende Auswirkungen auf die Aufgaben und Kompetenzen der kaufmännischen Abteilungen hat. Während der technische Fortschritt eine Vielzahl an Prozessen vereinfacht und beschleunigt, wird es umso wichtiger, die wahren Schätze in den Finanzdaten zu erkennen und diese in verständliche, aussagekräftige Botschaften zu überführen. Aktuelle Studien belegen, dass genau diese Fähigkeit – also das Ziehen zentraler Erkenntnisse aus einer Fülle von Zahlen – in der Zukunft von immer größerer Bedeutung sein wird. Dennoch zeigt die Praxis, dass viele Unternehmen in ihren kaufmännischen Abteilungen auf diese Herausforderung noch nicht ausreichend vorbereitet sind.
Im Kern steht eine simple, aber zentrale Erkenntnis: Die bloße Bereitstellung von Zahlen, Daten und Fakten reicht in der modernen Unternehmensführung nicht mehr aus. Sowohl intern als auch extern werden in Berichten oft detaillierte Informationen präsentiert, die zwar objektiv korrekt sind, aber ohne die richtige Einordnung und Interpretation wenig Mehrwert für die Empfänger bieten. Hier liegt die Chance und Herausforderung zugleich: Es geht nicht mehr nur um die reinen Daten, sondern um deren sinnvolle Interpretation und Kommunikation. Und genau hier setzt das Konzept des Storytelling ein.
Zahlen mit Storytelling verpacken – Warum Storytelling funktioniert?
Menschen haben oft Schwierigkeiten, abstrakte Zahlen oder komplexe Datenmengen zu verarbeiten. Studien belegen, dass unser Gehirn bei der Verarbeitung von Informationen klaren Grenzen unterliegt. Bereits in den 1950er Jahren zeigte der Psychologe George A. Miller, dass die kognitive Kapazität des Menschen, sich an Zahlen oder Wörter zu erinnern, auf 7 plus/minus 2 Einheiten begrenzt ist. Ob es sich um Telefonnummern oder Zahlenkolonnen in einem Finanzbericht handelt – ohne den richtigen Kontext sind solche Informationen für viele schwer zu verarbeiten und im Gedächtnis zu behalten.
Daher ist es wichtig, Zahlen nicht isoliert zu betrachten, sondern sie in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Genau das leistet Storytelling. Geschichten sind ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Kommunikation. Sie helfen, Informationen greifbarer zu machen, indem sie komplexe Sachverhalte in eine Erzählung einbetten, die für den Zuhörer oder Leser leichter nachvollziehbar ist. Dies gilt nicht nur für den privaten Austausch, sondern ist auch im beruflichen Umfeld von hoher Bedeutung – sei es in der internen Kommunikation mit Kollegen oder in der externen Berichterstattung an Stakeholder wie Investoren oder Partner.
Storytelling im Berichtswesen
Innerhalb eines Unternehmens spielen Berichte eine zentrale Rolle, um Informationen zwischen den Abteilungen und der Führungsebene auszutauschen. Dabei geht es oft um komplexe Sachverhalte und Daten, die in kurzer Zeit verarbeitet und verstanden werden müssen. Vor allem das Management, das täglich eine Vielzahl an Informationen erhält, braucht prägnante und gut aufbereitete Inhalte, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.
Ein Bericht, der Zahlen und Fakten lediglich aufzählt, wird selten zur Entscheidungsfindung beitragen. Vielmehr geht es darum, die Daten in eine Erzählung zu integrieren, die eine klare Botschaft vermittelt. Doch was macht eine gute Botschaft aus? Eine gute Botschaft enthält nicht nur eine Zahl oder Abweichung, sondern enthält die aus den Zahlen gezogene Schlussfolgerung zusammen mit der Argumentation. Die Geschichte hinter den Daten kommt zum Vorschein. Die Zuhörer oder Leser können sich so ein klareres Bild der Situation machen und die Zahlen besser einordnen.
Storytelling im externen Berichtswesen
Externes Berichtswesen, wie Geschäftsberichte oder Investor Updates, richtet sich an eine breite und oft heterogene Zielgruppe. Diese reicht von institutionellen Anlegern über Analysten bis hin zur Bank oder der Belegschaft. Auch hier gilt: Eine bloße Auflistung von Kennzahlen wird wenig Resonanz erzeugen. Vielmehr sollten die Berichte so gestaltet sein, dass sie die Leser durch eine zusammenhängende Argumentation bzw. Geschichte führen.
Die Balance zwischen Fakten und Erzählung
Storytelling bedeutet nicht, dass die objektiven Fakten verzerrt werden sollen. Die Kunst besteht darin, den richtigen Mittelweg zwischen nüchternen Zahlen und der Anwendung von Storytelling-Techniken zu finden. Die Zahlen sollen weiterhin präzise und korrekt bleiben, aber mit Hilfe von narrativen Techniken wirkungsvolle rund nachhaltiger präsentiert werden. Das Ziel ist es, dass die Empfänger nicht nur informiert, sondern auch inspiriert werden und die richtigen Entscheidungen auf Grundlage der präsentierten Informationen treffen können.
Fazit: Storytelling als SchlĂĽsselkompetenz der Zukunft
Die Digitalisierung und Automatisierung werden den Arbeitsalltag in kaufmännischen Abteilungen weiter verändern. Doch während Maschinen und Algorithmen immer besser darin werden, große Datenmengen zu verarbeiten, bleibt die menschliche Fähigkeit, diese Daten zu interpretieren und in Geschichten zu verwandeln, eine essenzielle Kompetenz. In einer Zeit, in der Informationen immer schneller und umfangreicher bereitgestellt werden, ist es wichtiger denn je, die richtigen Schlüsse aus Zahlen zu ziehen und diese auf verständliche Weise zu kommunizieren.
Storytelling wird damit zu einem unverzichtbaren Werkzeug im internen und externen Berichtswesen. Es ermöglicht Unternehmen, komplexe Finanzdaten so aufzubereiten, dass sie nicht nur verstanden, sondern auch nachhaltig im Gedächtnis der Empfänger verankert werden. Nur so können die Daten ihren vollen Mehrwert entfalten – und Unternehmen erfolgreich durch die datengetriebene Zukunft steuern.